Tollwut

Transplantation

Die Übertragung des Tollwutvirus durch Organtransplantation hat in Deutschland verständlicherweise zu großer Beunruhigung geführt. Diese Fälle hätten wahrscheinlich bei Beachtung einiger Vorsichtsmaßnahmen vermieden werden können. Dabei ist sicher zu berücksichtigen, dass im Verlauf der Transplantation soviel beachtet werden muss, dass an solche außerordentlich seltenen Fälle nicht gedacht werden kann.


Es wird nach einem Schnelltest gerufen, der nicht existieren würde und der jetzt schnell entwickelt werden müsste.

Tatsache ist, dass intra vitam eine schnelle Diagnose der Tollwut nicht möglich ist. Vor allem nicht vor Auftreten erster Symptome. Wir haben die Tollwut bei der Patientin, die 1986 aus Indien nach einem Biss heimgekehrt war, 6 Tage nach Krankheitsbeginn diagnostiziert (s. "Early intra vitam diagnosis in man" in Progress in rabies control von O. Thraenhart, H. Koprowski, K. Bögel & P. Sureau. Wells Medical Ltd. Kent, 1989, pp181-184). Damals haben wir bei der nicht mit Tollwutvakzine oder Tollwutimmunglulin behandelten Patientin im Serum Anti-Tollwut-Antikörper der IgM und IgG-Klasse mit den Methoden des ELISA und des RFFIT nachgewiesen. Der Nachweis im Speichel war zwar ebenfalls in Proben positiv, die 1 Woche nach Krankheitsbegin entnommen worden sind. Die Untersuchung dauerte aber ca. 1 Woche. Bei nach dem Tod entnommene Proben aus dem Gehirn waren 6 von 7 Gehirnregionen in der direkten Immunfluoreszenz, der Elektronenmikroskopie und der Zellkultur positiv.

Der erste Fall von Tollwut nach einer Organtransplantation wurde vor einigen Jahren in Frankreich nach einer Übertragung einer Hornhaut beobachtet. Da bei dem Spender vorab neurologische Symptome aufgetreten waren, wird seit der Zeit kein Patient mit neurologischen Vorerkrankungen als Organspender akzeptiert. Auch bei der Übertragung des Tollwutvirus nach Organtransplantationen im Juli 2004 in den USA bestand eine neurologische Vorerkrankung. Diese müssen nicht unbedingt auf Tollwut hinweisen. Zumal sind die ersten neurologischen Anzeichen der Tollwut psychatrischer Art (Thraenhart O, Adamczak M., Diagnosis and therapy of rabies, Dtsch Med Wochenschr. 1997;122:231-4).

Zusätzlich zur Ablehnung neurologischer Patienten von einer Organspende muss die Anamnese eines Aufenthaltes in tollwutendemischen Ländern während des letzten Jahres als Negativkriterium gelten. Indien ist offensichtlich das gefährlichste Land. Die nach Europa importierten Tollwutfälle kamen aus Indien 1986, ebenso wie die Urlauberin, deren Organe 2005 in Deutschland transplantiert wurden.

Es wird jetzt nach einem Schnelltest gerufen. Ein solcher Test ist nicht erforderlich, wenn die o.a. Kriterien beachtet werden.

Intra vitam kann die Tollwutinfektion nach Beginn der Symptome, wenn auch mit Mühen, durch Isolierung des Virus aus dem Speichel oder per PCR aus Haarfollikeln in Speziallabors diagnostiziert werden. Wir haben den Tollwutfall von 1986 eine Woche nach Symptombeginn diagnostiziert.

Nach dem Tod und vor Beginn der Transplantation ist eine Schnelldiagnose durch den Pathologen einfach durch Nachweis der Negrikörperchen erfolgreich möglich. Das Problem der Probenentnahme aus dem Gehirn wurde ohne Gehirnsektion bereits früher gelöst und wird routinemäßig in der Veterinärmedizin angewendet.